GOTTHARD – „Silver“ erscheint heute – Grund genug…
…um sich einige Gedanken zum Album zu machen.
danny@rocknews.ch
Hardrock aus der Schweiz zuhause bei G-Point*
Nachdem sich die Rezensionen bis tief in die Regionalpresse durchgedrückt haben und selbst die COOP Zeitung mit Leo Leoni gesprochen hat, geben wir jetzt auch noch unseren Senf dazu.
GOTTHARD feiern nicht nur ihr neues Album „Silver“, sondern auch 25 Jahre Bühnenjubiläum. Um es gleich vorweg zu nehmen – es ist Ruhe eingekehrt bei den Tessinern. Ruhe, nachdem die Frage, ob Nic Maeder den verstorbenen Steve Lee ersetzen konnte, geklärt ist – nein und ja! Er ist ein würdiger, musikalischer Nachfolger und Steve ist nicht zu ersetzen – muss auch nicht.
Ruhe aber auch – und das gefällt mir persönlich weniger gut – was das neue Album anbelangt. Nicht, dass es jetzt Chill-Musik geworden wäre – dreckiger Hardrock ist es aber auch nicht. Wobei GOTTHARD ja schon seit einigen Jahren eher für die epische, hymnische Hardrock-Schweiz stehen, viele Hookliner, Balladen und damit Hits geschrieben haben.
Für den Dreck sind halt doch eher KROKUS oder SHAKRA zuständig.
Nichts destotrotz – „Silver“ ist ein typisches GOTTHARD-Stück, solide komponiert und aufgenommen – auf den G-Punkt* gebracht quasi… Die Scheibe bringt chorale Gesänge, satte Gitarrenriffs und handwerklich saubere, präzise Soli. Es ist nicht das beste GOTTHARD-Album, aber ein gutes.
Was mir fehlt ist die Überraschung, das Tüpfelchen auf dem i, das, was ein Jubiläumsalbum auszeichnen könnte. Ich gebe allerdings auch zu, dass ein Bühnenjubiläum keine Grundlage ist, den Überhit oder das Mörderalbum zu kreieren. Das geschieht ja immer wieder als Prozess aus der Kreativität und Musikalität der Band heraus und kann immer genial werden oder in die Hose gehen. „Silver“ ist auf dieser Skala über der Mitte – meine Bewertung gibt mit sieben Punkten mehr Nähe zur Genialität.
Unbedingt reinhören:
Wie gesagt, der Fan wird das Album freundlich aufnehmen, es in die Sammlung eingliedern und entscheiden, welchen Platz in der Rangliste es kriegt. Ich finde folgende Tracks hörenswerter als den Durchschnitt der Platte.
„Blame On Me“ ist der beste Track, fetziger, guter Rock’n’Roll mit klassischer Soloarbeit, gutem Maeder-Gesang, einer geilen Mundharmonika und einem guten Vorwärtsdrang beim Tempo. Wie gesagt, der beste Track.
„Stay With Me“ und „Reason For This“ sind die typischen GOTTHARD-Songs überhaupt, spiegeln wider, was die Band auszeichnet – sie können Midtempo und Balladen, schreiben gekonnt Hookliner und sind beim mehrstimmigen Gesang und episch-symphonischen Kompositionen Spitze – und das durchaus nicht nur in der Schweiz. Zwei schöne Mitsinghymnen aus der Südschweiz.
Mir persönlich gefällt „Not Fooling Anyone“ jedoch noch etwas besser, ist wirklich eine Ballade, akustische Gitarre und Streicher inklusive. Der Track animiert zum Feuerzeuge schwenken – wobei das heute ja mit doofen Leuchtstäben oder Handys zelebriert wird.
Fazit
Nochmals, „Silver“ ist ein solides, abwechslungsreiches Hardrockalbum, das in die gut sortierte Sammlung gehört. Mir persönlich hat es zu wenig Wumms, fehlt die „Geburtstagsüberraschung“ ist es einen Ticken zu brav.
Tracklist
