ROLLING STONES – bevor es abgeht…

ROLLING STONES – bevor es abgeht…

…braucht es ganz schön Material und Personal. Mehr dazu konnten wir heute erfahren, als wir mit Dale Skjerseth sprachen, dem Produktionsdirektor der ROLLING STONES. Anschliessend gab uns auch ABC-Chef André Béchir die Ehre und beantwortete Fragen.

Klar, dass die Stones nicht in einem Lieferwagen anreisen, versteht sich von selbst. Allerdings scheinen die Giganten wieder zurück zu den Wurzeln zu finden – sei es mit ihrem letzten Album „Blue & Lonesome“ oder mit der Konzentration auf die Musik. Die Show soll grossartig sein, aber die Nähe zum Publikum ebenso und die Musik soll im Mittelpunkt stehen. wie das aussehen wird, zeigt sich Morgen Abend im Letzigrund Zürich – und ja, einige Sitzplatztickets gibt es noch.

Dale Skjerseth legte gleich verschiedene Fakten vor, wähernd im Hintergrund an einem Lautsprecherturm gehämmert wurde:

  • 25 Produktionstrucks
  • 140 Personen Touring Staff
  • 7 Tourbusse für die Crew
  • Die Bühnenkonstruktion allein benötigt 18 Trucks mit 22 Fahrern
  • Die Stromversorgung ist autark, vier grosse Videoscreens werden während des Konzerts ihren Dienst tun
  • Es wird Pyro geben und „Alles, was ihr von einer ROLLING STONES Show erwartet.“
  • am Showabend werden rund 500 Personen an der Arbeit sein, damit dieses Event reibungslos über die Bühne geht.

Okay, diese Zahlen waren auch schon grösser. Als die STONES am Frauenfelder „Out In The Green“ spielten, waren es noch 56 Camions. Wie auch immer, die Quantität soll ja nicht im Zentrum stehen, sondern die Qualität.

Ob Dale die Frage nach den „speziellen Wünschen“, welche die STONES hätten, so nicht verstanden hat oder elegant ausgewichen ist – seine ANtwort lautete; „Wir sind glücklich, wenn wir morgen Abend gutes Wetter haben und eine tolle Show liefern können.“

André Béchir hat später bestätigt, dass die Männer um MICK JAGGER sehr unkompliziert seine, sehr professionell und angenehm. Sie nehmen ihre eigenen Möbel mit und brauchen lediglich einen Rückzugsort im Backstagebereich.

Die Zeit bis zur Show – die Jungs werden fünf Stunden vor dem Gig im Letzigrund sein, um Soundcheck zu machen – die Zeit bis zur Show also verbringen sie mit ihren Familien vorwiegend im Hotel, entspannen, ruhen sich aus und bereiten sich auf die Show vor.

Dale Skjerseth seinerseits ist ein alter Hund im Business, hat schon Touren von GUNS’N’ROSES oder AC/DC als Production Director organisiert, auch wenn er sich lediglich als „Dekorateur“ bezeichnet. Und so wickelt er diese Fragestunde ab, professionell, ruhig und mit einem Lächeln für besonders dumme Fragen. Wen beispielsweise interessiert, wo sich KEITH RICHARDS Gitarre gerade befindet?
Was er aber rüberbringt; die STONES reden bei jedem Detail mit, was die Show anbetrifft, kümmern sich und bestimmen „from top to the bottom“. „They are professionals, they are the bosses.“ Punkt.

Sympathisch auch, dass sich der Chef persönlich bemüht, weitere Fragen aus Sicht des Veranstalters zu beantworten. André Béchir ist ein Dinosaurier der Konzertveranstalter in der Schweiz. Seine erste Show mit den Stones organisierte er 1972 in der Festhalle Bern, bis heute sind es ein Dutzend Konzerte mit ihnen geworden. Mit ABC Productions ist er einer der letzten unabhängigen Veranstalter der Schweiz.

„Die STONES haben kaum Spezialwünsche. Ihren Billardtisch haben sie meist dabei, ihre eigenen Möbel. Sie sind sehr unkompliziert, ihre Ansprüche sind dieselben wie vor zehn Jahren.“

Ob es nun vom Jungjournalisten als Scherz gemeint war, dass die Bühne nicht „seniorengerecht“ wäre oder „die alten Herren ja kaum auf die Bühne kommen würden“ – Béchir wies nur darauf hin, dass die Herren JAGGER und Co. zwar schon über siebzig Jahre alt wären, dass sie dabei aber fitter und besser trainiert wären, als viele deutlich jüngere Künstler. „ROBBIE WILLIAMS hat eineinhalb Stunden gespielt, die STONES spielen zwei Stunden. Sie sind wirklich immer noch sehr vital, MICK JAGGER trainiert regelmässig, hält sich fit.“

Besonders in Erinnerung geblieben sind Béchir die Konzerte im Joggeli Basel, als sie die Einfahrten vertiefen mussten, damit die Trucks einfahren konnten und jenes in Dübendorf, das wegen der Location einmalig war.

Nein, ein Ritual gebe es ncint, wenn er die Truppe backstage trifft. Die Band ist mit ihren Familien da, angereist mit ihrem Privatjet, man kennt sich und sie wissen, dass der Patron da ist, wenn er gebraucht wird.

„Ich finde es eine grosse Qualität, dass die ROLLING STONES wieder zur Musik, zu ihrem Publikum gefunden haben. Sie zeigen sich, so wie sie sind. Die riesigen Videoleinwände zeigen jede Falte, und das ist so gewollt. Sie haben nichts zu verbergen, sie leben den Rock’n’Roll.“

MICK JAGGER wärmt sich vor der Show auf, hat seinen Personaltrainer dabei, sie machen den Soundcheck selber – das zeigt, wie ernst se die ganze Sache nehmen, wie wichtig ihnen ihr Job ist.

Das Konzert der ROLLING STONES ist einer der Höhepunkte im abc-Konzertjahr, die wichtigste Produktion. Schliesslich spielt hier die älteste existierende Band, die Musikgeschichte geschrieben hat. Zur Erinnerung – die STONES sind seit 1961 auf den Bühnen unterwegs – gerade einmal mein ganzes Leben lang…

Ich wollte von André Béchir wissen, wie er die Konzentration im Konzertbusiness beurteilt. Was bedeutet es, dass LIVENATION Bands und Festivals zusammenkauft? Können Veranstalter wie abc in Zukunft solche grossen Konzerte überhaupt noch stemmen?

„Das ist schwierig zu sagen. Ich finde es schade, wenn es nur einen Veranstalter gibt. Zum Glück gibt es noch AEG und verschiedene Agenten. Und viele Bands und Agenten merken, dass es gut ist, wenn es auch kleinere Veranstalter gibt, die auch Bands aufbauen und eine Vielfalt ermöglichen. LIVENATION ist im Markt und wird dort auch bleiben. Aber ich hoffe, dass viele Bands und Agenten realisieren, dass es auch Herzblut braucht, um Tourneen und Konzerte zu organisieren – und das können Corporate-Firmen nicht. Und auch wenn Geld lockt – viel Geld – so bin ich überzeugt, dass Herzblut dafür sorgen wird, dass weiterhin eine Vielfalt auf dem Markt besteht.“

Gibt es ein schöneres Schlusswort von einem Mann, der in der Schweiz seit 1972 Konzerte organisiert, bis 2008 als Mitinhaber von GOODNEWS, seither mit abc Productions?

Ich finde nicht.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.